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AYURVEDA - Wissen

Eine Skizze

Ayurveda Wissen

 

 

 

Ayurveda heute

In diesem notwendigerweise langen-kurzen Überblick möchte ich Sie dazu einladen einige Aspekte, Grundpositionen und Gedanken des Ayurveda etwas näher kennenzulernen. Was macht Ayurveda aus?

Ayurveda, das Wort setzt sich aus „ayus“, was soviel wie Leben bedeutet und „veda“,  was für umfängliches Wissen steht zusammen. „Wissen vom Leben“ könnte man etwas knapp sagen. Dabei steht „Leben“ für den Zusammenhang von Körper, Sinnesorganen, Geist und Seele.

Bereits in frühe schriftlichen Zeugnisse, die so um die 2 tsd. Jahre alt sein dürften, finden sich alle wesentlichen Merkmale der Lehre. In umfangreichen Sammlungen („samhithas“) ist dieses alte Wissen bis heute z.B. zugänglich. Besonders die den Autoren Caraka, Sushruta und Vagbhata zugeschriebenen Schriften bilden auch heute noch die literarische Basis jeder gründlichen Ayurveda-Ausbildung.

Ayurveda, das ist weit mehr als eine alte Naturheilkunde. Aus uralten Wurzeln hat es sich wohl vor zweieinhalbtausend Jahren zu einer Lebenslehre mit wissenschaftlichem Anspruch entwickelt und weiter zu einer naturheilkundlichen Perspektive, die Wichtiges zu den Gesundheitsfragen unserer Zeit beizutragen hat, medizinisch und gedanklich.

Ayurveda beschreibt die Welt als einen lebendigen Kosmos, der einheitlichen Gesetzen gehorcht und den Menschen in seiner Einheit aus Körper, Geist und Seele als Teil und „Abbild“ desselben.

Wer gegen die ihn bestimmenden Gesetzmäßigkeiten lebt zerstört aus ayurvedischem Verständnis die seinem Körper intelligent innewohnende stabilisierende Harmonie.

Ayurveda denkt stets in Zusammenhängen, ganzheitlich im besten Sinnen des Wortes. Klar, präzise, sachlich und (weitgehend) frei von kulturellen Dogmen.

Ayurveda lässt sich überall einsetzen, denn: „für den Weisen ist die ganze Welt ein Lehrer“, wie es bei Caraka heißt.

Es wundert also wenig, wenn der ayurvedische Ansatz, der die die globale Bedeutung von Zusammenhängen, seien sie ökologischer, klimatischer, medizinischer, sozialer Natur in nie dagewesener Detailliertheit beschreiben kann, in der heutigen Zeit wieder zunehmend attraktiv erscheint. Alle aktuellen Krisen haben einen systemischen Charakter und benötigen zu ihrer Bewältigung ein im richtigen Sinne verstandenes ganzheitlichem Denken. Gerechtigkeit, Maß und Ausgleich sind hier wichtige Stichworte.

Besonders bemerkenswert sind medizinisch gesehen u.a. die ayurvedischen Konzepte im Bereich von Prävention, – der Kunst uns psychosomatisch im Gleichgewicht zu halten – , sein riesiger pflanzenmedizinischer Wissensschatz, sowie seine Expertise in punkto Regenerations – und Reinigungsverfahren (panchakarma). Nicht nur die Arbeit in der Praxis, sondern auch aktuelle Studien bestätigen das oft eindrucksvoll.

Die Fünf Elemente

 

Grundbestandteile des Kosmos auf der Ebene unserer Lebenswelt sind aus ayurvedischer Sicht zunächst fünf Elemente :

Äther – Luft – Feuer – Wasser – Erde.

Die Entwicklung der Welt wird im Ayurveda der dabei der idealistischen Saamkhya – Philosophie folgt, als eine vom Unmanifestierten zum Konketen, vom Feinstofflichen zum Grobstofflichen (Elemente), vom Geistigen zum Körperlichen beschrieben.

Das prägt maßgeblich die ayurvedische Sicht auf das Leben: „Feinstoffliches“/ Geistiges geht dem körperlichen immer voraus. Körper und Geist sind nicht ohne einander zu denken.

Jede Therapie profitiert nachhaltig von der Berücksichtigung dieses Zusammenhangs, wenn sie diese fundamentale Verwobenheit von Körper und Geist berücksichtigt. Es ist, modern gesprochen, eine psychosomatische Herangehensweise.

Wie aktuell das ist, belegen heute nicht zuletzt die noch recht jungen Wissenschaftgebiete der Pychoneuroimmunologie und der Epigenetik.

Die Elemente stehen qualitativ vom Äther-Element bis zum Erd-Element in einem Zusammenhang zunehmender Verdichtung. In allen manifestierten Substanzen, in allem Lebendigen lassen sie sich an ihren Eigenschaften  erkennen. Im Ayurveda sind insbesondere 20 dieser Eigenschaften, gurvadi gunas, zum Verständnis der Wirkung dieser Elemente in zehn komplementären Paaren zusammengefasst.

In lebenden Wesen beschreibt der Ayurveda ihren Einfluss zudem mit dem Konzept der drei doshas.

Drei doshas

 

dZur Beschreibung der Wirkung dieser fünf Elemente im Kosmos arbeitet man im Ayurveda mit dem Konzept der drei doshas : VATA -PITTA -KAPHA.

In diesen spiegeln sich die Elemente jeweils paarweise.

Vata repräsentiert dabei die beiden leichten Elemente Äther und Luft und steht für alle Bewegungsvorgänge im Körper.

Pitta steht für das heiße Element Feuer und (etwas) Wasser und beschreibt die Stoffwechselvorgänge.

In Kapha sind die beiden schweren, Stabilität schaffenden Elemente Erde und Wasser beobachtbar.

So entstehen drei regulative Grundprinzipien, die auf unterschiedlichen Ebenen des Organismus (subdoshas) und auch z.T. der Psyche wirksam sind:

Vata  –   das Bewegungsprinzip

Pitta  –   das Stoffwechselprinzip, und

Kapha – Das strukturgebende Prinzip.

Das Wort dosha“ heißt soviel wie, „das, was verdorben werden kann“. Doshas sind dynamische, veränderliche Prinzipien. Im ständigen Austausch mit körperlichen und geistigen Eindrücken beschreiben sie auch ob wir im Gleichgewicht sind oder nicht durch ein Zuviel oder ein Zuwenig etc. In ihrem normalen Maß manifestieren und unterstützen sie die physiologischen Vorgänge des Körpers. In gestörtem Zustand, der sich u.a. in einem Mangel wie in einem Überschuss ausdrücken kann, führen sie zu verschiedenen pathologischen Prozessen im menschlichen Organismus, verbinden sich mit den Geweben (dosha-dushya-samurchana) und triggern Krankheiten.

Doshas besitzen Eigenschaften und Funktionen und haben sogenannte „Sitze“ im Körper. Diese Orte charakterisieren und  beherrschen sie, was therapeutisch von großer Bedeutung ist. Im Ungleichgewicht haben sie die Tendenz besonders an diesen prominenten Stellen des Körpers ein bestimmtes Störungsspektrum hervorzurufen.

Jedes der drei Hauptdoshas wird zudem in fünf sogenannte sub-doshas unterteilt. Mit Ihnen werden unterschiedliche Regelkreisläufe im Körper beschrieben und zueinander ins Verhältnis gesetzt. So zeigt sich pitta z.B. in den Stoffwechselfunktionen der Leber und des Gehirns, im Teint der Haut, in der Kraft des Sehsinn und der Funktion des Dünndarms. Das sind alles Prozesse bei denen das Feuer-Element von Pitta eine besondere Rolle spielt. Ayurveda denkt stets in Zusammenhängen.

Jedes dosha wird von Caraka grundlegend durch jeweils 7 Eigenschaften beschrieben.

Vata steht dabei für trocken, kühl, leicht, fein, beweglich, nicht schleimig und rau,

Pitta für etwas ölig, heiß, penetrierend, flüssig, sauer, beweglich und scharf , und

Kapha für schwer, kalt, weich, ölig süß, fest und schleimig/ viskös.

Durch die entgegengesetzten Eigenschaften lassen sich dosha -Disbalancen ausgleichen, schreibt er sinngemäß im gleichen Satz.

Das klingt vielleicht zunächst banal. Aber denken Sie doch mal darüber nach, welche physiologischen, anatomischen oder auch mentalen Aspekte diesen Qualitäten entsprechen könnten – und um diese universale Qualitäten geht es im Ayurveda ganz zentral.

Letztendlich entsteht mit den doshas so ein beschreibendes Multifunktionswerkzeug von überraschender Detailliertheit mit dem sich im Ayurveda nicht nur gut medizinisch arbeiten lässt, sondern auch die Qualitäten von Nahrungsmitteln, Heilpflanzen, von Klima, Jahres- und Tageszeiten, Lebensabschnitte etc. beschreiben lassen – Grundlage einer schwerpunktmäßig präventiven, auf Ausgleich bedachten Medizin. Kennen wir die Qualität der Störung,  können wir Mittel zum Ausgleich finden – so eine Grundannahme des Ayurveda.

Zustände des Geistes – triguna

 

Obwohl die doshas auch feinstoffliche Aspekte haben, drückt sich in ihnen vorwiegend das Körperliche aus. Unsere geistige Verfassung, unsere psychische Konstitution, wird im Ayurveda mit dem differenzierten dreigliedrigen Konzept, der sogenannten triguna  (= „drei Eigenschaften“) gefasst. Triguna bezeichnen einerseits eine subtile Grundordnung allen Seins. Andererseits bestimmen sie u.a. Antriebe, Gefühle und Erleben des Menschen auf der psychischen Ebene.

Dabei steht

sattwa – für inneren Ausgleich, für besonnene, ruhige Aktivität, für Klarheit in allen geistigen Belangen, Wissen, Erkennen. Für Freude, Empathie, Selbstloses Handeln etc.

Als sattwische Eigenschaften gelten u.A. Freundlichkeit, Geduld, Bereitschaft zur Vergebung, Aufrichtigkeit, Großzügigkeit, Intelligenz und Freisein von Anhaftungen.

rajas – steht für das Leidenschaftliche, alles engagiert Aktive, für Ego, Durchsetzungswille bis hin zur ultimativen Gewalt, zu Krieg und Vernichtung.

Als rajaische Eigenschaften gelten Aktivität, Ungeduld, Ärger, Stolz, Begierde, Eifersucht, Heuchelei, jede Form von Gewalt, Unehrlichkeit etc.

tamas – bezeichnet das Inaktive, Dumpfe, Unbewegliche, Dunkelheit, etc.

Als tamasische Eigenschaften gelten: Trägheit, Vernachlässigung seiner selbst, Faulheit, Mangel und Desinteresse an Wissen, Spiritualität und Intelligenz, Ängstlichkeit, Feigheit..

Völlig anders als beim Konzept der doshas gibt es hier ein Entwicklungsziel: sattwa.

Rajas und tamas hingegen gelten als pathologische Faktoren des Geistes, die es im Lot zu halten gilt.

Das Verständnis und die Arbeit an den triguna sind ein wesentlicher Baustein des ayurvedischen Konzeptes der Psychologie – das oft als sattwavajaya bezeichnet wird.

Die individuelle Konstitution – erkennen, was uns gut tut

 

In jedem Wesen, in jedem Menschen liegen nach der Auffassung des Ayurveda die drei doshas in einem einzigartigen, mit der Zeugung festliegenden Mischungsverhältnis vor: eine ausgeglichene Welt aus drei Farben – könnte man sagen.

Im Ayurveda bezeichnet man das als prakrti – die Konstitution. Dem entgegengesetzt werden abweichende Zustände jenseits der eigenen Balance als vikrti bezeichnet.

Konstitutionen bei denen nur ein dosha besonders hervorragt, gibt es gar nicht so häufig. Meistens ist die Konstitution eines Menschen von zwei oder gar allen drei doshas prominent bestimmt.

Ablesbar sind sie (nicht nur für den ausgebildeten Therapeuten) an anatomischen, physiologischen und psychischen Faktoren. Auch pathophysiologische Tendenzen bilden sich hier ab.

Als Beispiel dieses ganzheitlichen typologischen Denkens sollen hier Merkmale einer reinen Vata-Konstitution stehen:

In der Vata-Konstitution manifstieren sich prominet die leichten Elemente Äther und Luft. Vata-Menschen sind folglich leicht gebaut, schlank und eventuell auch etwas unregelmäßig im Wuchs. Feine, schmale Gliedmaßen mit prominenten Venen können als typisch gelten. Ihr Körper neigt zu Trockenheit, z.B. trockene Haut, spröde Haare, brüchige Nägel. Sie haben tendenziell eine stark wechselnde Verdauungsleistung und frieren schnell und häufig. Menschen mit Vata-Konstitution sprühen oft vor Begeisterung. Schnell beginnen sie vieles, haben aber oft nur eine geringe Ausdauer. Hochsensibel, wie sie sind, lieben sie künstlerische Betätigungen, sind ständig auf der Suche nach Neuem, reisen gerne, finden aber nur schwer Ruhe. Sie haben ein bemerkenswert schnelles Kurzzeitgedächtnis, vergessen aber vergleichsweise schnell. Stabilität ist nicht ihre Stärke, dennoch können sie „zäh“ sein. Von allen Konstitutionen ist die Vata-Konstitution am anfälligsten für Störungen und Krankheiten.

Unsere Konstitution drückt sich auf allen körperlichen Ebenen aus. Sie bestimmt tendenziell Stärke und Qualität der aufeinander aufbauenden 7 Hauptgewebetypen (dhatus), ist für die Funktion einer Vielzahl von Kommunikationskanälen auf körperlicher Ebene (shrotas) entscheidend und reguliert unseren Stoffwechsel (agni) und Qualität und Menge unserer Ausscheidungsprodukte (malas). Auch unsere Immunität, die sogenannten ojas und mentale Belastbarkeit sind zumindest zum Teil unter dem Einfluss unserer Konstitution zu verstehen.

Drei Arten und vier Hauptqualitäten des Stoffwechsels werden hier gegeneinander abgegrenzt.

Unser eigentlicher Verdauungsstoffwechsel (Magen-Darmtrakt und Verdauungsorgane) , der Elementenstoffwechsel und der Gewebe- /Zellstoffwechsel.

In vier Qualitäten können diese vorliegen: ausgeglichen – zu schwach – zu stark – wechselhaft .

Leben ist ständige Veränderung. Innere und äußere Eindrücke, mentale und physische Erfahrungen etc. verändern permanent unsere innere Balance. Bei Akkumulation der gleichen Erfahrungen, Eindrücke, Qualitäten haben insbesondere die prominenten doshas unserer Konstitution die Tendenz zu derangieren, Krankheiten zu verursachen wenn wir sie nicht rechtzeitig ausgleichen. Das passiert vor allem dann, wenn unser Input dauerhaft größer ist, als unsere Möglichkeit diesen zu verarbeiten – physisch, psychisch und geistig.

An sich aber sind einzelne Konstitutionen weder gut noch schlecht, sie beinhalten Stärken wie Schwächen, Chancen und Gefahren, abhängig davon, wie sehr wir die Kunst beherrschen uns in unserem Gleichgewicht zu halten.

Wer sich mit dem Ayurveda etwas eingehender beschäftigt erhält über diese Typologie der Konstitutionslehre eine gute Möglichkeit das eigene Leben, Körper und Geist durch genaue Beobachtung besser zu verstehen und in Belastungssituationen schnell geeigneten, ausgleichenden Maßnahmen zu finden. Insofern auch wieder etwas mehr Autonomie der eigenen Gesundheit gegenüber zu erleben.

Gerät die eigene Konstitution aus dem Lot so nennt man diesen Zustand vikrti („Störung“). Ausgleichende Wirkungen kann man dann z.B. über die Vermeidung von Urachen , eine Anpassung der Ernährung, über eine verstehende Analyse der aktuellen emotionalen Situation, oder Lebensstilkorrekturen, durch geeignete Nahrungsergänzungen, Massagen, Meditation oder Yoga etc. erzielen.

Dies ist auch der große Bereich ayurvedischer Prävention. Je früher je besser, könnte man sagen. Oder, wie es ein südindisches Sprichwort fasst: „Gehst Du zum Ölmann, so kannst Du dir den Arzt ( später) sparen“.

Gesundheit und Krankheit

 

Gesundheit fördern, Krankheiten heilen – lautet klassischerweise der ayurvedische Selbst-Anspruch. Ein langes, gesundes Leben ist das Ziel.

Die ayurvedischen Konzepte setzen dabei Gesundheit mit umfassender Balance, mit Freude gleich, Krankheit mit mehr oder weniger großen Abweichung davon, mit Störung und mit Leid.

Gesundheit im ayurvedischen Sinne ist weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit und sie erwächst aus allen Lebensbereichen, dem physischen, dem psychischen, dem lebensweltlich – sozialen und dem spirituellen. Technisch ist ihr Bestand für den Einzelnen eine Frage des rechten Maßes in Allem.

Sinngemäß lautet die klassische Definition von Gesundheit bei Caraka durch aus ambitioniert.

Gesundheit ist das problemlose Funktionieren aller physiologischen Systeme des Körpers, eine regelmäßige, störungsfreie Verdauung und ein starker, zuverlässiger Stoffwechsels. Alle Körpergewebe sind gesunden und funktionieren einwandfrei. Alle Reinigungsfunktionen des Körpers, Ausscheidungen, Schwitzen etc. vollziehen sich ungehindert. Unsere Sinne sind klar und ohne Einschränkung, die Form unserer Ausscheidungen ist regulär, unser mentaler Zustand ist stabil und ausgeglichen und wir fühlen uns zufrieden in unserem Selbst.

Svasthya“, der Sanskritbegriff für Gesundheit bedeutet soviel wie: „Ruhen im Selbst“.

Aus ayurvedischer Perspektive ist Gesundheit kein Selbstzweck. Nur wenn wir gesund sind können wir unsere Aufgaben und Ideen umsetzen, können erfolgreich sein, das Leben genießen und feiern, haben die Chance, es tiefer zu verstehen.

(Das entspricht übrigens weitgehend der aktuellen Definition des Gesundheitsbegriffs durch die WHO -! – )

Prävention steht folglich an erster Stelle.

Wo es darum geht das gestörte Dosha-Gleichgewicht ins Lot zu bringen, oder Krankheiten zu therapieren ist die Unterscheidung zwischen eher sanften, ausgleichenden und den wesentlich radikaleren ausleitenden Therapien grundlegend.

Ein Beispiel für ersteres wäre das Konzept von den drei Stützen des Lebens (tristhampa). Ernährung, Schlaf und emotionale Balance werden hier untersucht. Es sind dies die zentralen drei Punkte, deren Balance über unsere Regenerationsfähigkeit, unsere Resilienz und psychische Stabilität entscheiden.

Weiter Möglichkeiten zum Ausgleich bieten,

  1. Heilpflanzen/ -produkten

  2. Ayurvedische Anwendungen und Massagen,

  3. Chronobiologie. Die Berücksichtigung Tages- und Jahreszeitenroutinen und

  4. Alle Techniken, die in der Lage sind das Körperliche und das Mentale zu integrieren wie z.B.Yoga, Tai Chi,Qi Gong….und nicht zuletzt Meditation.

Vorwiegend ausleitende Wirkung haben dagegen u.a. alle im Panchakarma – Kurkonzept zusammengefassten Anwendungen.

Die Magenlavage (vamana),

Die Ausleitung über den Darm (virecana),

Therapien über die Nase (nasya),

Einlaufverfahren (basti),

sowie das heute zumeist als Blutegeltherapie durchgeführte raktamokshana.

Das Kurkonzeptdes panchakarma ist vielleicht das Außergewöhnlichste, was der Ayurveda jemals entwickelt hat, bestens geeignet sowohl für die Gesundheitsvorsorge, wie kurativ bei bestehenden Erkrankungen (aber lesen Sie dazu ausführlich aus der entsprechenden Seite).

Ayurveda bietet klare Konzepte zur diagnostischen Analyse entstandener Störungen und Erkrankungen. Noch vor den doshas stehen bei der Pathogenese ursächlich ein fehlerhafter Umgang mit unserem Geist. So entstehen Ungleichgewichte in und zwischen Intellekt und Gefühlen, mangelt es an der Fähigkeit Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, herrschen Trägheit und Handeln wider besseren Wissens vor.

Gesundheit fördern, Krankheiten heilen – lautet klassischerweise der ayurvedische Selbst-Anspruch. Ein langes, gesundes Leben ist das Ziel.

Die ayurvedischen Konzepte setzen dabei Gesundheit mit umfassender Balance, mit Freude und Krankheit mit mehr oder weniger großen Abweichung davon, mit Störung, mit Leid gleich.

Gesundheit im ayurvedischen Sinne ist weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit und sie erwächst aus allen Lebensbereichen, dem physischen, dem psychischen, dem lebensweltlich – sozialen und dem spirituellen. Technisch ist ihr Bestand für den Einzelnen eine Frage des rechten Maßes in Allem.

Sinngemäß lautet die klassische Definition von Gesundheit bei Caraka durch aus ambitioniert:

Gesundheit ist das problemlose Funktionieren aller physiologischen Systeme des Körpers, eine regelmäßige, störungsfreie Verdauung und ein starker, zuverlässiger Stoffwechsels. Alle Körpergewebe sind gesunden und funktionieren einwandfrei. Alle Reinigungsfunktionen des Körpers, Ausscheidungen, Schwitzen etc. vollziehen sich ungehindert. Unsere Sinne sind klar und ohne Einschränkung, Form unserer Ausscheidungen, unser mentaler Zustand ist stabil und ausgeglichen und wir fühlen uns zufrieden in unserem Selbst.

„Svasthya“, der Sanskritbegriff für Gesundheit bedeutet soviel wie: „Ruhen im Selbst“.

Aus ayurvedischer Perspektive ist Gesundheit kein Selbstzweck. Nur wenn wir gesund sind können wir unsere Aufgaben und Ideen umsetzen, können erfolgreich sein, das Leben genießen und feiern, haben die Chance es tiefer zu verstehen.

(Das entspricht übrigens weitgehend der aktuellen Definition des Gesundheitsbegriffs durch die WHO ! )

Prävention steht folglich an erster Stelle.

Wo es darum geht gestörte das gestörte Dosha-Gleichgewicht ins Lot zu bringen, oder Krankheiten zu therapieren ist die Unterscheidung zwischen eher sanften, ausgleichenden und den wesentlich radikaleren ausleitenden Therapien grundlegend.

Ein Beispiel für ersteres wäre das Konzept von den drei Stützen des Lebens (tristhampa). Ernährung, Schlaf und emotionale Balance werden hier untersucht. Es sind dies die zentralen drei Punkte, deren Balance über unsere Regeneration (-sfähigkeit), unsere Resilienz und psychische Stabilität entscheiden.

Weiter Möglichkeiten zum Ausgleich bieten,

  1. Heilpflanzen/ -produkten

  2. Ayurvedische Anwendungen und Massagen,

  3. Chronobiologie. Die Berücksichtigung Tages- und Jahreszeitenroutinen und

  4. Alle Techniken, die in der Lage sind das körperliche und das Mentale zu integrieren wie z.B.Yoga, Tai Chi,Qi Gong….und nicht zuletzt Meditation.

Vorwiegend ausleitende Wirkung haben dagegen u.a. alle im Panchakarma – Kurkonzept zusammengefassten Anwendungen.

Die Magenlavage (vamana),

Die Ausleitung über den Darm (virecana),

Therapien über die Nase (nasya),

Einlaufverfahren (basti),

sowie das heute zumeist als Blutegeltherapie durchgeführte raktamokshana.

Das Panchakarma – Kurkonzept ist vielleicht das Außergewöhnlichste, was der Ayurveda jemals entwickelt hat, bestens geeignet sowohl für die Gesundheitsvorsorge, wie kurativ bei bestehenden Erkrankungen (aber lesen Sie dazu ausführlich aus der entsprechenden Seite)

Ayurveda bietet klare Konzepte zur diagnostischen Analyse entstandener Störungen und Erkrankungen. Gesundheitlicher Probleme, noch vor der Rolle gestörter doshas, wird ein „falscher“ Umgang mit unserem Geist identifiziert; – ein Ungleichgewicht in und zwischen Intellekt und Gefühlen, ein Mangel Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, Trägheit und Handeln wider besseren Wissens.

Ayurvedische Ernährung

 

Gesund und lecker, frisch und frisch zubereitet, vom einfachen Mahl bis zum Gourmet-Menü: auf Basis der ayurvedischen Ernährungslehre lassen sich bekömmliche und köstliche Speisen auf jedem Niveau zaubern. Unsere Ernährung gilt dem Ayurveda als eine der wichtigsten Adressen für eine dauerhafte Gesundheit. Dazu muss sie weder „indisch“ noch vegetarisch oder vegan sein.

Damit wir die nötigen Nährstoffe, Energie und eine gute Geweberegeneration bekommen sollte unsere Nahrung aber unserer Stoffwechselleistung entsprechen.

Nicht Kalorien oder Makronährstoffen gilt deshalb das Hauptaugenmerk einer ayurvedischen Ernährungsberatung, sondern der einzelnen Mensch, seine Konstitution, seine Stoffwechselleistung, seine Lebenssituation und sein psychisches Befinden. Damit unterscheidet sich der ayurvedische Ansatz grundlegend von fast allen anderen Meinungen zum Thema Ernährung.

Nahrungsmittel sind aus ayurvedischer Sicht nicht per se gut oder schlecht. Entscheidend dafür, ob sie uns nähren oder belasten, ist einzig die Frage, in wieweit unsere Verdauung in der Lage ist sie uns aufzuschließen. „Was des einen Nahrung, ist des anderen Gift“, so formulierte es passend Paracelsus.

Insbesondere Menschen mit schwacher oder ständig wechselnde Stoffwechselleistung tun daher gut dran regelmäßig und vorwiegend warm zu essen, bzw. den Stoffwechsel anregende Gewürze und Nahrungsergänzung in ihren Ernährungsplan mit auf zu nehmen.

Der Grund: nicht oder nur halb verstoffwechselte Nahrungsmittel produzieren belastende Zwischenprodukte, die als äußerst problematische Schlacken (ama) im Körper physiologische Kreisläufe stören und zur Entstehung von Krankheiten führen können.

Bewertungskriterien für alle Substanzen sind:

1. Geschmack (rasa),

2. Thermische, stoffwechselaktive Potenz: heiß oder kalt (virya)

3. Eigenschaften (gunas)– diese werden in 10 Gegensatzpaaren gefasst

4. Bioverfügbarkeit. Interessanterweise kennt der Ayurveda als Kategorie eine spezifische Energetik nach der Verstoffwechselung (vipaka),

5. Dazu kommen spezielle Wirkungen (karma) und

6. Qualitäten, die sich aus dem sonst Bekannten nicht logisch ergeben würden: prabhava – die spezifische Wirkungsweise einer Substanz.

Für Nahrungsmittel sind der Geschmack, die thermische Potenz und die Eigenschaften von besonderer Bedeutung, da sich daraus ablesen lässt, wie sie sich am besten therapeutisch einsetzen lassen.

Die sechs Geschmacksrichtungen spielen dabei eine besondere Rolle. Sie sind quasi Indikatoren für die elementare Zusammensetzung eines Lebensmittels und damit für seiner Wirkung:

Süß steht für Erde und Wasser,

sauer für Erde und Feuer,

salzig für Feuer und Wasser

scharf für Feuer und Luft

bitter für Luft und Äther und

herb für Luft und Erde.

Entsprechend der in ihnen vorkommenden Elemente wirken die Lebensmittel energetisch im Körper, sorgen dafür, dass der Stoffwechsel angeregt oder gebremst wird, ob es nährend oder reduzierend wirkt, ob die Ausscheidung begünstigt oder blockiert werden usw.

Zudem wirken die Geschmacksrichtungen weit in den psychischen Bereich hinein. Wer wie man so sagt gerade „durch den Wind ist“ wird kaum zu bitteren Speisen greifen, wohl aber zu Süßigkeiten, denn diese erden.

Bei jeder größeren Mahlzeit sollte alle Geschmacksrichtungen vorkommen, wobei süß den Reigen anführen und bitter das Mahl beschließen sollte – auf italienische Essgewohnheiten bezogen: Pasta und…Espresso.

Nahrung im Ayurveda ist erste Medizin: „Wer sich falsch ernährt, dem hilft keine Medizin. Und wer sich gesund ernährt, der braucht sie nicht.“

Pflanzenmedizin im Ayurveda

 

„Es gibt keine Substanz im Universum“, heißt es im Ayurveda,“die nicht als Heilmittel eingesetzt werden könnte“.

Das Wissen über die Heilkraft von Pflanzen und ihrer Galenik bilden bis heute ein Herzstück der Ayurveda – Medizin. Bereits die antiken Autoren beschreiben bis zu 700 Arten.

Von ca. 250 Tsd. bekannten Pflanzen weltweit haben etwa ein Drittel (80 Tsd.) medizinische Qualitäten. Davon sind in Indien ca. 20 Tsd. in Verwendung.

Bis Anfang des 19.Jh. war die Behandlung mit Pflanzenpräparaten weltweit der bedeutendste Heilansatz.

Die Entdeckungen der modernen Pharmakologie, beginnend mit der Separation einzelner Alkaloide ab 1812, hat daran erstaunlicherweise wenig geändert.

Noch heute sind laut WHO 60-70% der „synthetischen“ Medikamente pflanzlichen Ursprungs.

Ein Medizin-Nobelpreis ging 2015 an die Chinesin Youyou Tu für ihre Forschung zum Extrakt einer Beifußart (artemisia annua) als Mittel gegen multiresistente Erreger der Malaria tropica.

Die Beschäftigung mit Pflanzen ist seit Jahrtausenden eine der kulturell tiefsten Beziehungen des Menschen zum Kosmos. Verehrung, Identifikation mit dem Göttlichen, Erforschung, Ernährung, Nutzbarmachung und medizinische Anwendung sind nur einige Aspekte dieser umfassenden Beziehung.

Nicht nur heute spielen in diesem Verhältnis zudem wirtschaftliche, politische und wissenschaftliche Dimensionen eine große Rolle. Faszinierend zu erleben, wie in unserer Zeit die Vielschichtigkeit von Pflanzen als kommunizierende, „handelnde“, bewusste … Lebewesen erkennbar wird. Für uns Therapeuten nicht unwesentlich ist dabei die  Verwandtschaft der Physiologie des Menschen und der Pflanze (sekundäre Pflanzenwirkstoffe etc.).

Die ayurvedische Heilmittellehre dravyaguna, (weitgehend eine Pflanzenheilkunde), verfolgt im Zentrum den Gedanken einer grundsätzlichen Ähnlichkeit und Vergleichbarkeit allen Lebens weit jenseits reiner Erfahrungsheilkunde. In der Form  wahrnehmbarer Eigenschaften hat sie diesen z.B. praktisch gefasst.

Genaue Beobachtung, klare Bewertungskriterien, umfangreiche Klassifikationen und eine große Vielfalt an Präparatformen charakterisieren die ayurvedische Phytomedizin und machen sie zu einem wertvollen therapeutischen Instrument.

Entsprechend groß ist die Nachfrage, was insbesondere in Indien mit viel Wildsammlungen eine sehr zweifelhafte ökologische Situation geschaffen hat. Eine spannende Entwicklung jüngerer Zeit in diesem Zusammenhang ist die Klassifizierung und Nutzung einheimischer (Heil- )pflanzen nach ayurvedischen Kriterien.

Ein weiteres Problem ist der Umstand, dass große Pharmafirmen immer wieder versuchen, sich Pflanzen patentieren zu lassen, um so das alleinige Verwertungsrecht an sich zu reißen. (Stichwort:“Biopiraterie“). Das Ayurvedic Pharmacopoeon of India hat versucht derartigen Praktiken einen Riegel vorzuschieben und bietet jedem via Internet die Möglichkeit, sich (derzeit) in 418 Monographien über Wirkungen, Zubereitungsformen, Indikation etc. zu informieren.

Nachdem in der 2. Hälfte des 20.Jh. viele Pflanzen aus den Arzneibüchern wegen angeblichem Mangel an bewiesener Wirksamkeit verschwanden, erlebt die Pflanzenheilkunde, auch durch viele positive Studien, heute eine Renaissance. Werfen sie zu diesem Zweck doch gern mal einen Blick in eine der weltweit größte medizinische Datenbank, die pubMed.

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